Ausgabe 5: Gottschalk Live

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Waren das Zeiten: Der Fernseh hatte nur drei – vier Sender, samstags wurde nach Alter gebadet und Thomas Gottschalk begrüßte uns zu „Wetten dass…?“ . Herrlich.
Doch alles scheint zu schnell vorbei und schon ist der nette Herr Gottschalk nicht mehr beim ZDF, sondern hat sich einen schönen Sendeplatz im Ersten gesichert. Nur wie bei all seine jungen und alten Kollegen musste er sich daran gewöhnen, dass nicht Beliebtheit die Quoten bestimmt sondern der Zuspruch der Zuschauer und damit die Quote.
Nun wird das Studio im Berliner Humboldt Carré umgestaltet. Publikum soll Thomas Gottschalk zu neuen Quotenhöhen bewegen. So konnte ich meine Kindheitserinnerungen neu aufleben lassen und sicherte mir in der ersten Woche einen Platz in Gottschalks Wohnzimmer.

Die Bestellung

Eher der Zufall führte mich zur Info, dass man nun Karten erwerben konnte. In den weiten des Internets machte ein kleiner Artikel drauf aufmerksam, dass man über Grundy diese raren Tickets bekommt. Das Eventpublikum, welches sich Grundy bei DSDS, Supertalent, etc., ins Studio holte wusste es schon vorher, dank des Newsletters. Ist das Gottschalks Zielpublikum? Klatsch-und-Fußtrampel-Material? Allem Anschein.
Der Anruf war schnell getätigt (Kartenpreise eigentlich 5€/Gast) und da ich kurzfristig meine Zeitplanung darauf ausrichten konnte, bekam ich noch kostenlosen Zutritt. Dürfte in naher Zukunft nicht möglich sein. Alles wichtige dann per Email erhalten: Reservierungsbogen, Wegbeschreibung und AGBs. Es konnte also starten.

Die Ankunft

Warum der nette Herr Gottschalk seine Talkshow am Vorabend ohne Publikum machen wollte, wird einem bei Ankunft klar. Man sollte keinen Bevölkerungsdurchschnitt erwarten, hier ist die Couchgeneration angekommen: eine Gruppe Pädagogikstudentinnen, Beamtennerds und die obligatorische Mandy aus Berlin-Hellersdorf die in einer Weiterbildungsmaßnahme steckt. Herr Gotschalk wird seinen neuen Produzenten verfluchen.
Das Treiben auf den Studio Fluren kennt man irgendwie. Junge Menschen, die irgendwas mit Medien machen wollten, laufen hektisch und mit tiefen Augenringen am wartenden Fußvolk vorbei. Das Recht am eigenen Bild wird abgetreten – zumindest für die Sendung. Mit einer großen Geduld erklärt der Produktionsassistent jedem, was die auszufüllende Karte bedeutet. Hut ab, Herr Assi. Nach dem 30. immer noch die gleiche Ruhe zu haben, sollten sich die Damen von Karstadt mal abschauen. Nach einem Check wie am Flughafen („Damit wir da oben alle sicher sind“wtf?) geht es durch das Treppenhaus in den dritten Stock und kommt in das karge, karge Studio.

Die Sendung

Um den besten Blick zu haben, will natürlich jeder in die ersten Reihe. Der Produktionsassi verteilt nach Aussehen. Bin zufrieden als ich in die erste Reihe darf. Sehe ich das Publikum hinter mir, wird meine Freude allerdings stark relativiert.
Kumpel Thomas erscheint fünf Minuten vor Sendebeginn vorm seinem heutigen Bundesdurchschnitt und wärmt es auf. Die aktuelle Diskussion um seine Sendung setzt ihm zu, wie man nach den ersten drei Minuten merkt. Seine Freunde der schreibenden Presse hatten an diesem Tag bekannt gemacht, dass Überlegungen zur Absetzung der Sendung zum Sommer gestartet sind. Verständlicher Ärger bei Tommy, doch muss man mit Kritik umgehen können. Zehn Sekunden vor Sendestart knipst er sein Lächeln an – das isser, der Talkprofi.
Gäste der Sendung sind Ursula Karven (B-Schauspielerin) und Steffen Hensler (ZDF-Koch – andere Frage, kocht da irgendwer nicht?)
Frau Karven kann nicht überzeugen. Promo für ihren ARD-Film am kommenden Abend und die Selbstdarstellung im Playboy (sic!). Gottschalk spult die typischen Gags ab („lese den nur wegen Dalai Lama Interview“) und Ursula hat natürlich VOLLE Rückendeckung ihrer Familie. Geld spielte da sowieso nie eine Rolle.
Steffen Hensler, Typ Sonnyboy aus Hamburger Ecke, ist da schon ein sympatischer Zeitgenosse der mit Charme direkt mehr darstellt als seine Vorgängerin. Gut, wer insgesamt hohe Talkshowinhalte erwartete, ist hier falsch. Aber die Art und Weise wie Unser-aller-Tommy seine Gäste präsentiert und umgarnt ist schön mit anzusehen. Obwohl ich bisher nur zwei Sendungen gesehen hatte – die erste mit Lagerfeld und die Vortagessendung mit Frau Nick – merkt man den Spaß, welchen der Gastgeber nun endlich gefunden zu haben scheint.
Nach Verteilung von Sushi, wars dann vorbei. Kurze Verabschiedung – Tschö. Ich mach Wochenende.

Der Rest vom Schützenfest

Irgendwie fühlt man sich nach dem Konsum einer solchen Sendung, als hätte man Fast-Food genossen: Wars das jetzt wert? Eine hoffentlich wachsende Sendung, die aber wohl nie das geforderte Quotenziel erreichen wird. Wenigstens kann man für sich sagen, dass man den Versuch einer Showgröße gesehen hat, im Kleinen anzukommen.

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23. März 2012. Schlagwörter: , , , , , , . Berlin, Fernsehen, Sendung, Show. 2 Kommentare.